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Hinterhöfe in Berlin: Grellbunt und gemütlich

Blick in die Rosenhöfe
24.02.2022

Die Rosenhöfe sind der kleine Nachbar der Hackeschen Höfe. Ihre bunte Gestaltung verführt in eine andere Welt.

Berlin lebt durch seine Hinterhöfe. Die Auswahl ist groß und reicht von großzügigen, parkähnlichen Anlagen – wie den Hackeschen Höfen – bis zum lichtlosen Geviert in der klassischen Mietskaserne, die lange Zeit mit Elend und Krankheit einher gingen. Das Scheunenviertel und die Spandauer Vorstadt weisen Beispiele beider Extreme auf. Wer heute durch die Straßen des Viertels streift, der stößt mit etwas Neugier auf eine große Vielfalt an Höfen, die sich hinter Zufahrten und manchmal verborgenen Hauseingängen verstecken. 

Paradiesisch verwandelt, jahrzehntelang vernachlässigt oder zum Parkplatz ausgebaut – jeder Hof erzählt seine eigene Geschichte. In einer losen Folge stellen wir verschiedene Höfe vor, die gemeinsam mit den Hackeschen Höfen das Quartier so einzigartig machen. In jedem dieser Areale läßt sich fernab vom Lärm der Straße ein anderes Berlin entdecken.


Eine geschickte Wortschöpfung

Die Rosenhöfe in der Rosenthaler Straße sind ein Beispiel. Sie sind das erstaunliche Ergebnis von radikaler Sanierung, Lust an aktuellen Gestaltung und dem Schrei nach Aufmerksamkeit. Schon der Name ist Programm: Die Wortneuschöpfung bezieht sich auf den großen Nachbarn, die Hackeschen Höfe, und die Rosenthaler Straße. Und damit auch dem unbedarftesten Besucher klar wird, in welchem Hof er sich befindet, ist das Entree der Rosenhöfe in Altrosa gestaltet. 

Die Rosenhöfe – zwei durch einen großen Durchgang verbundene Höfe – verbinden Bauten verschiedener Epochen: Die historische Substanz des 250 Jahre alten Gebäudekomplexes geht einher mit DDR-Gebäuden aus den 1950er-Jahren und zeitgenössischer Architektur. Das heutige Ensemble ist das Ergebnis der Neugestaltung durch das Berliner Architektenpaar Dora und Hinrich Baller. Die beiden haben in Berlin eine ganze Reihe von Bauten realisiert, die zum Teil bewundert und zum Teil abgelehnt werden, die aber auf jeden Fall polarisieren und auffallen. Genau aus dem Grund entschieden sich die Besitzer Sruel Prajs und Norma Drimmer vor zwanzig Jahren für die Ballers.


Sanierung von Grund auf

Die Architekten erneuerten das bislang dunkle und vernachlässigte Ensemble von Grund auf. Sie rissen Wände in acht Gebäuden ein und brachen Fußböden auf. Zugleich öffneten sie Innenräume und legten Treppen frei. So ziehen sich heute die früher abgeschlossenen Häuser als lichte und offene Läden und Büroeinheiten über mehrere Etagen. Entstanden ist ein in sich geschlossenes Ensemble mit Balkonen, Säulen, Wegen und Gärten. Die acht Häuser bieten auf knapp 5.000 Quadratmeter Fläche Platz für Läden, Büros und Dienstleistungen. 

Mit seinen verglasten Vordächern wirkt die ganze Passage unerwartet verspielt. Die historische, hölzerne Wendeltreppe im neobarocken Vorderhaus an der Rosenthaler Straße taucht im hinteren Bereich vor dem Übergang zu den Hackeschen Höfen noch einmal auf. Die eigenartigen Balkone sind mit ihrem geschwungenen Geländer zu einem Markenzeichen für Baller-Architektur geworden. Aufmerksamkeit ist garantiert: Wer in den warmen Monaten durch die Hackeschen Höfe flaniert, der landet unweigerlich in den Rosenhöfen, die mit ihrer bunten Architektur in eine etwas andere Welt locken. 

Blick in das alte Treppenhaus
Ein echter Blickfang: Das historische Treppenhaus in den Rosenhöfen