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„Peter von Kant“ – Hommage an die unerfüllte Liebe

„Peter von Kant“ – Hommage an die unerfüllte Liebe
19.09.2022

Der Titel des neuen Films von François Ozon wird vielen Cineasten bekannt vorkommen. Kein Wunder, „Peter von Kant“ ist die Neuinterpretation eines Fassbinder-Klassikers.

Franzosen lieben Rainer Werner Fassbinder, regelmäßig findet ein Festival oder eine Retrospektive in irgendeinem Kino in Frankreich statt. Auch der französische Regisseur François Ozon beschäftigt sich immer wieder mit dessen Werk. Nun hat der große Regisseur seine Version eines Fassbinder-Klassikers vorgestellt.

Ozon ist in Deutschland durch die Filme „8 Frauen” (2002) und „Swimming Pool” (2003) bekannt geworden. Mit „Peter von Kant“ liefert er nun eine neue Interpretation von Fassbinders „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ aus dem Jahr 1972. 



Eröffnungsfilm der Berlinale

Ozons Film wurde zur Eröffnung der diesjährigen Berlinale gespielt, nun ist er im Kino in den Hackeschen Höfen zu sehen. Die Story lehnt sich eng an Fassbinder an: Der erfolgreiche Filmregisseur Peter von Kant (Denis Ménochet) lebt mit seinem Assistenten Karl zusammen, den er fortwährend demütigt. Über die berühmte Schauspielerin Sidonie (Isabelle Adjani), die viele Jahre lang seine Muse war, lernt Peter Amir (Khalil Gharbia) kennen und verliebt sich in den jungen Mann. Er bietet Amir an, die Wohnung mit ihm zu teilen, und will ihm zum Durchbruch beim Film verhelfen. Der Plan geht auf. Doch kaum wird Amir berühmt, trennt er sich von Peter. Der Verlassene kämpft bald mit seinen eigenen Dämonen und erkennt, dass es sie nicht gibt, die „schöne Liebe“.


Auftritt Hanna Schygulla

Nicht nur Story und Titel erinnern an Fassbinders Vorlage. Auch in anderen Bestandteilen greift Ozons Film Fassbinder auf. So spielt der neue Film im Jahr 1972 und überwiegend in von Kants Wohnung. Regisseur Peter, gespielt von Denis Ménochet, ähnelt in seinem Äußeren, seinem Verhalten und seinem Alkohol- und Drogenkonsum stark dem Rainer Werner Fassbinder der 1970er-Jahre. Und schließlich tritt sogar Hanna Schygulla auf, die schon in der deutschen Vorlage zu sehen war: Dort spielte sie die junge Geliebte, die Petra von Kant verläßt, bei Ozon ist sie die Mutter Peters. In Frankreich gilt Hanna Schygulla als große alte Dame des deutschen Films. 

„Ich hatte immer den Verdacht, dass die Geschichte ein kaum verhülltes Selbstporträt war, dass sich um eine von Fassbinders leidenschaftlichen Liebschaften drehte“, sagte Ozon. „In „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ verfilmte Fassbinder seine eigene unglückliche Affäre mit einem seiner Lieblingsschauspieler, Günther Kaufmann, und machte daraus eine lesbische Liebesgeschichte zwischen einer Modedesignerin und ihrem Model.” Seinen Film wollte Ozon optimistischer gestalten als Fassbinders Version. „Obwohl Peter allein und isoliert endet, sind seine Augen offen für seine Filme, seine Vorstellungskraft, für die Fiktion”, sagt Ozon. 


Auch ein Revival für Fassbinder?

Der französische Regisseur gab schon 2000 sein Regiedebüt mit einer Fassbinder-Adaption: „Tropfen auf heiße Steine” basiert auf Vorlage für den Film war das gleichnamige Theaterstück von Rainer Werner Fassbinder aus dem Jahr 1964. 

Gut möglich, dass Ozons neuer Film auch dazu beiträgt, Fassbinder in Deutschland neu erleben zu können. Denn hierzulande geraten der Regisseur und viele seiner Filme in Vergessenheit. Wer Fassbinder sehen und lieben will, der muss nach Frankreich fahren. Oder ins Kino in die Hackeschen Höfe gehen.

Tickets und Zeiten gibt es hier.

Alle Bilder: © Hackesche Höfe Kino